Hildesheim - eine (Kultur-) Stadt für Alle
„KULTURinklusiv“ - Initiative für mehr Teilhabe
Die Stadt Hildesheim hatte im Frühjahr 2014 die Kultureinrichtungen und die Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe wie Lebenshilfe, Diakonie, Behindertenbeirat, Malteser zu einem "Runden Tisch" hinsichtlich des Themas "Kultur für alle" eingeladen. Daraus entstanden ist das Projekt "KulturINKLUSIV" mit einem Plenum, verschiedenen Arbeitsgruppen und einer Lenkungsgruppe.
Ihr Ziel ist es, dass die Inklusion nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch in der Hildesheimer Kultur vorangetrieben werden soll und dabei das gleichberechtigte Miteinander aller Menschen in den Mittelpunkt gestellt werde. Und zwar auf einer möglichst breiten Basis, die von allen Hildesheimer Kultur- und Sozialeinrichtungen sowie anderen Institutionen und Gruppen mitgetragen werde.
Die Lenkungsgruppe setzt sich aus Vertretern/innen der Diakonie Himmelsthür, der Volkshochschule, der Stabsstelle Kultur und Stiftungen der Stadt Hildesheim, des Projekts Nordstadt.Mehr.Wert, der Interessengemeinschaft Kultur IQ und der städtischen Beauftragten für Demografie und Inklusion zusammen. Das Plenum besteht aus rund 50 Personen unterschiedlichster Organisationen.
Die Koordination und Geschäftsführung liegt bei Mathilde Pernot von der Volkshochschule Hildesheim. Wer Kontakt zur Initiative „KULTURinklusiv“ aufnehmen möchte, kann sich gern an sie wenden, Telefon 05121 9361352, Mail Pernot@vhs-hildesheim.de.

Kulturstadt-Initiative: Diakonie Himmelsthür schließt Kooperationen
Inklusion, das gesellschaftliche Miteinander von Menschen mit und ohne Assistenzbedarf, gehört zu den großen Zielen der Diakonie Himmelsthür. Für die Region Hildesheim hat sie nun fünf starke Mitstreiter gewinnen können: Am 31. Mai unterzeichneten das Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM), der Malteser Hilfsdienst, die Volkshochschule Hildesheim (VHS), der Verein „KulturLeben“ und die Musikschule Hildesheim die Kooperationsverträge.„Mehrleben“ steht modellhaft für eines der Hauptziele der Diakonie Himmelsthür: Inklusion. In der Bauerndiele und auf ihrem nahen Campus will der Verband Menschen mit und ohne Assistenzbedarf zusammenbringen – bei Veranstaltungen, zu denen alle Bürgerinnen und Bürger der Umgebung eingeladen sind. Kulturelles steht dabei ganz oben. Die Diakonie Himmelsthür will den Menschen, die sie betreut, eine intensivere Teilhabe an Ausstellungen, Kursen, Musik- und Theaterevents im Stadtgebiet ermöglichen. Damit das klappt, müssen Veranstaltungskonzepte, bauliche Eigenheiten und die Infrastruktur an Menschen mit Assistenzbedarf angepasst, eben barrierefrei werden. Also hatte die Projektleitung der Diakonie-Region Hildesheim – Dietlinde Richter und Miriam Raabe – bei „Aktion Mensch“ beantragt, Hildesheim zur „Kulturstadt für alle“ zu machen. Mit Erfolg: „300.000 Euro aus diesem Fördertopf stehen nun bereit, um wichtige Angebote in den kommenden drei Jahren barrierefrei und inklusiv zu machen“, freute sich der Diakonie-Vorstandsvorsitzende Ulrich Stoebe. "Gemeinsam mit dem RPM, dem Malteser Hilfsdienst, der Volkshochschule, dem Verein KulturLeben und der Musikschule Hildesheim wollen wir unseren Sozialraum so verändern, dass wirklich alle Menschen daran teilhaben können“, sagte Stoebe, „auch mit Blick auf Hildesheims Bewerbung zu Europas Kulturhauptstadt 2025.“ Was man konkret tun wird, haben die fünf Vertragspartner unter Federführung der Diakonie Himmelsthür bereits ausgearbeitet.
Das gesamte RPM solle zum Museum der Sinne werden, so Direktorin Regine Schulz, „ein barrierefreier Ausstellungsort für Menschen mit und ohne Behinderung.“ Es werden Sprachmodule in die Fahrstühle eingebaut, Tastplan und Leitsystem installiert. In Planung ist außerdem neben Audioschleifen auch ein Audioguide in einfacher Sprache. Der Hausflyer wird ebenfalls in einfache Sprache umformuliert. Das Projekt „Kulturkoffer“ wird auf Ausbildungsstätten erweitert, sodass schon angehende Heilerziehungspfleger ein Verständnis für kulturelle Bildung entwickeln. Ein Volontär wird die Arbeiten sowohl im Museum als auch bei der Diakonie Himmelsthür projektbezogen unterstützen. Den Abschluss des Projekts wird ein Fachtag im RPM bilden.
Der Verein KulturLeben Hildesheim vergibt Freikarten für Musik-, Theater-, Sport- und Bildungsveranstaltungen an Menschen mit geringem Einkommen – und bald nun auch an Menschen mit Assistenzbedarf. Um deren Betreuung bei den Events zu gewährleisten, initiiert KulturLeben zudem eine Kulturpatenschaft: „Ehrenamtliche Hildesheimer können sich als Begleiter anmelden und erhalten als Dankeschön ebenfalls eine Freikarte“, erläuterte Thomas Kittel.
Die Musikschule Hildesheimmöchte sich einem breiteren Publikum öffnen. Im Gange sind bereits Maßnahmen für größtmögliche Barrierefreiheit, etwa der Umbau des Fahrstuhls und die Schulung von Lehrkräften. Damit Menschen mit Assistenzbedarf die Musikschule und Instrumente kennenlernen können, wird es noch 2017 einen inklusiven Tag der offenen Tür geben. Wer Blut geleckt hat, kann sich im Anschluss zu einem inklusiven Musikkurs anmelden. „Ideal fänden wir eine Kurs-Zusammensetzung aus Senioren, Kindern, Menschen mit Behinderung und auch Flüchtlingen“, so Schulleiter Detlef Hartman.
Die VHS Hildesheim wird ihr Kursprogramm zu Kunst und Kultur in einfacher Sprache kommunizieren – sowohl auf der Website als auch in neuen Flyern. Außerdem wird es in Zusammenarbeit mit dem Pflegestützpunkt Hildesheim eine Fortbildung geben. Sie soll die VHS-Dozierenden und Mitarbeitenden anderer Einrichtungen befähigen, sich auf Menschen mit Assistenzbedarf einzustellen. Denn: „Wir wollen alle Kurse für alle anbieten“, berichtete VHS-Direktorin Margitta Rudolph, „und zugleich unseren Dozenten- und Kurspool erweitern.“Menschen mit Assistenzbedarf können an Kulturveranstaltungen logischerweise nur teilhaben, wenn sie barrierefrei dorthin kommen. Den Transfer übernimmt der Malteser Hilfsdienst mit ihrem eigens dafür eingerichteten Fahrdienst „KulTour“. „Er kann spontan bei der Projektleiterin Miriam Raabe gebucht werden“, erläuterte Thomas Krause, „auch an Feiertagen und in den Abendstunden.“ Damit schließt der Hilfsdienst entscheidende Lücken im ÖPNV. Mit in einfacher Sprache formulierten Flyern werden die Malteser ihre „KulTour“ promoten.