Tag des offenen Denkmals 2011
Im Jahr 2011 fand der Tag des offenen Denkmals am 11. September statt. Das Motto hieß: „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“. Damit widmete sich der Denkmaltag einer der stilistisch vielseitigsten und an technischen Neuerungen reichsten Epochen der Bau- und Kunstgeschichte. Es wurden denkmalgeschützte Gebäude aus der Zeit des Historismus interessierten Besuchern geöffnet, die sonst nicht oder nur schwer zugänglich sind.


In Zusammenarbeit mit dem AIV Hildesheim, der Sparkasse Hildesheim, dem Stadtarchiv Hildesheim und dem Verlag Gebrüder Gerstenberg fand in der Rathaushalle zudem eine Ausstellung statt:
„Stadtbaumeister Gustav Schwartz – Hildesheimer Stadtbaukunst im 19. Jahrhundert“
Das architektonische Schaffen des Hildesheimer Stadtbaumeisters Gustav Schwartz (1847-1910) wurde in Form einer Foto-Ausstellung in der Rathaushalle der Öffentlichkeit präsentiert. Schwartz hat gemeinsam mit Oberbürgermeister Gustav Struckmann (1837-1919) das Bild der Stadt Hildesheim bis heute nachhaltig geprägt. Zahlreiche in dieser Zeit entstandene Bauten stehen heute noch, wie beispielsweise die Baugewerkschule am Hohnsen, das 7-Brüder-Haus Schmitjan in der Feldstraße, sein eigenes Haus in der Gartenstraße sowie etliche Schulen.
Unter Bürgermeister Struckmann wurde 1876 ein Stadtbauamt eingerichtet und Gustav Schwartz zum Stadtbaumeister gewählt. Das war der Beginn einer systematischen Stadtplanung in der Kommunalverwaltung. Zu den Projekten der Verwaltung gehörte zum Beispiel die Umgestaltung der „Lilie“. Um hinter dem Rathaus einen zweiten Marktplatz zu schaffen, wurden bereits um 1890 viele wertvolle Fachwerkhäuser abgebrochen, von denen wir noch Zeichnungen und Fotografien besitzen. Auch den Einfluss der Polizeiverordnung „Zum Schutze der Hildesheimer Straßenbilder“ und des „Pinselvereins“ auf das Stadtbild wird anhand von historischen Fotografien dargestellt.
Unter Gustav Schwartz wurde das Rathaus umfassend umgebaut. Daher wurden unter anderem bislang unbekannte großformatige Fotografien aus der Zeit um 1900 gezeigt, die einen Einblick in die untere und obere Rathaushalle in dem von Schwartz veränderten Zustand gewähren.

Gustav Schwartz war Schüler des begnadeten Hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm Hase. Hase hatte die so genannte „Hannoverschen Schule“ ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um einen Baustil, der sich an der gotischen Backsteinarchitektur orientierte. Gebäude, die in diesem Stil errichtet wurden, waren in Hildesheim in ungewöhnlich hoher Zahl vertreten. Der Baustil nahm hier jedoch um 1900 ein abruptes Ende, da er als unpassend empfunden wurde.
Fazit
Gezeigt wurden die stilistische Vielseitigkeit, der rasante technische Fortschritt und der sich in der Architektur widerspiegelnde gesellschaftliche Wandel dieser Epoche. Die Besucher der Ausstellung erhielten sowohl über einen Rundgang als auch über Themeninseln einen spannenden und inspirierenden Einblick in die Stadtgeschichte Hildesheims. Zahlreiche historische Fotografien vermittelten, welche Beziehung die Stadtverwaltung im 19. Jahrhundert zu ihrer überkommenden Bausubstanz besaß und auf welche Weise sie ihr architektonisches Erbe bewahrte. In Vitrinen wurden persönliche Gegenstände Schwartz präsentiert und mit seinen Möbeln ein ganzes Esszimmer nachgestellt.
Auskunft: Dr.-Ing. Maike Kozok, Stadt Hildesheim, Untere Denkmalschutzbehörde.
E-Mail: m.kozok@stadt-hildesheim.de
Internet: https://www.hildesheim.de/denkmalschutz
Tel. 05121/301-3029.


Der Tag des offenen Denkmals in Hildesheim wurde freundlich unterstützt von der Friedrich Weinhagen Stiftung