Hildesheim und Minia: Eine gute Partnerschaft seit 36 Jahren
Die Städtepartnerschaft zwischen Hildesheim und Minia (Oberägypten) wurde bereits am 17. Juni 1979 begründet. Diese Freundschaft konnte über viele Jahre von der Stadt Hildesheim, verschiedenen Kultur- und Bildungseinrichtungen wie dem Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM) und der HAWK Hildesheim sowie auf privater Ebene (zum Beispiel durch den Echnaton-Verein Hildesheim) gepflegt und gefördert werden.

Die Menschen in Ägypten haben in den letzten Jahren eine schwierige Zeit durchlebt und die Sehnsucht nach politischer Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung ist groß. Gerade die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern ist dabei von ganz besonderer Bedeutung. Auch die Stadt Minia war im Jahr 2013 von politischen und religiösen Auseinandersetzungen betroffen. Während des letzten Jahres hat sich die Situation beruhigt und nachhaltig verbessert.
Für die Menschen in Minia und der Region war der Besuch einer Delegation aus Berlin und Hildesheim mit Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer somit von ganz besonderer Bedeutung. „Ziel war es, sich über die laufenden Projekte zu informieren und die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit wieder zu beleben", so Dr. Meyer. „Die Fortsetzung der Partnerschaft mit Minia nach den politischen Umbrüchen in Ägypten ist für Hildesheim und insbesondere für das RPM von großer Bedeutung." Die Aktivierung der Partnerschaft ist offenbar gelungen. Der Koordinator der Städtepartnerschaft auf ägyptischer Seite, Professor Dr. Eid Abdellatif (Universität von Minia), bedankte sich bei Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer nach dessen Rückkehr nach Hildesheim: "Sie haben die Partnerschaft wieder ins Leben berufen, nachdem viele fast die Hoffnung verloren haben."
Die Terminsetzung des Besuchs zum orthodoxen Osterfest (am 12.04.) wurde als ganz besondere Geste verstanden. Weitere Mitglieder der Delegation waren die Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums, Prof. Dr. Regine Schulz, und die Direktorin des Ägyptischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin, Prof. Dr. Friederike Seyfried.
Zu den besprochenen Projekten gehörte die bislang vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und ab dem nächsten Jahr von der VolkswagenStiftung unterstützte „Field- und Summerschool“ für angehende Restauratoren der HAWK Hildesheim und der Universität Minia. Beginn war bereits vor zwei Jahren, als ägyptische Studierende erstmals neben dem RPM und der HAWK Hildesheim auch das Landesmuseum in Hannover besuchten.
Ein weiteres dreijähriges Projekt ist erst vor wenigen Wochen von der VolkswagenStiftung genehmigt worden (Fördersumme 380.000 €): Es geht dabei um die wissenschaftliche Aufarbeitung von antiken Sammlungsbeständen der Nekropole Tuna el-Gebel und Hermopolis Magna (Region Minia). Diese Untersuchungen werden in Hildesheim in Kombination mit neuesten Ausgrabungsergebnissen zusammengeführt. Ziel ist es, diese Ergebnisse für ein breites Publikum in Form einer Sonderausstellung aufzubereiten, die sowohl in
Ägypten als auch Deutschland gezeigt werden soll, um anschließend eine dauerhafte Installation in Minia und Hildesheim zu ermöglichen. An diesem Projekt sind neben dem RPM auch die Ludwig-Maximilians-Universität in München und die Universität Cairo beteiligt.
Das dritte Projekt wurde bereits 1978 angedacht: Das „Echnaton-Museum“. Der jetzt seit mehreren Jahren stehende Rohbau soll in den nächsten Jahren zu Ende geführt werden. Als Hauptpartner sind neben dem Antikenministerium Ägyptens, vor allem die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu nennen. Dank deren Hilfe konnten Mittel vom Auswärtigen Amt für eine Evaluierung des derzeitigen Bauzustands bereitgestellt werden. Diese Auswertung wurde im Anschluss an den Besuch der deutschen Delegation zu Ende geführt und soll als Grundlage für weitere Planungsschritte dienen.
In Zusammenhang mit diesen Projekten fanden zudem mehrere Treffen in Kairo und Minia statt, an denen auch der Minister für Antiken, Prof. Dr. Mamdouh Eldamaty, und der Gouverneur von Minia, General Salah al-Din Ziada, sowie deren Mitarbeiter teilnahmen. Zudem erfolgte ein intensiver Austausch über wirtschaftliche Beziehungen bzw. Potentiale zwischen den Partnerstädten.
Ein weiterer Höhepunkt des Aufenthalts war der Empfang der Delegation aus Berlin und Hildesheim durch den orthodoxen Bischof Makarios, den evangelikalen Pastor Essam Ataiya und den Bischof der katholischen Gemeinde Botros, Fahim Awad Hanna, in den drei christlichen Hauptkirchen in Minia am Vormittag des Ostersonntags. Besonders eindrucksvoll für alle war der interreligiöse Dialog des ägyptisch-katholischen Bischofs mit dem islamischen Sheikh Abdel Rahman und den Mitgliedern der Delegation.
Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer sprach eine Einladung an den Gouverneur von Minia, General Salah al-Din Ziada, nach Hildesheim aus, um zusammen mit den Vertretern der anderen Partnerstädte Hildesheims das 1200. Jubiläum von Bistum und Stadt zu feiern.
