Zampognari aus den Abruzzen musizieren im Rathaus
Wunderliche Musik durchflutete am Freitag, 11. Dezember, das Rathaus. Was wie ein ganzes Orchester klang, waren drei Zampognari (Musiker) aus den Abruzzen, die auf ihren Instrumenten anmutige Töne hervorbrachten. Bürgermeisterin Ruth Seefels empfing die drei Musiker auf der Empore. Zuvor hatten diese in der Rathaushalle ein frisch getrautes Brautpaar mit einem spontanen Ständchen erfreut.

Die Musiker waren in Begleitung von Enzo Iacovozzi (Deutsch-italienische Gesellschaft).
Unter dem Titel: „Abruzzen - wo Italiens Süden am Wildesten ist“ wird das Trio am Samstag, 12. Dezember um 18.30 Uhr im Center for WorldMusic der Universität Hildesheim in der ehemaligen Timotheuskirche am Timotheusplatz / Ecke Schillstraße auftreten und ihre Traditionen einem breiten Publikum veranschaulichen.
Das Konzert wird in Zusammenarbeit mit der Stiftungsuniversität Hildesheim, dem Ornithologischen Verein und dem italienischen Generalkonsulat Hannover veranstaltet und stellt die finale Abschlussveranstaltung der Länderabende des Jubiläumsjahres in Hildesheim dar. Die Länderabende wurden durch EL PUENTE ins Leben gerufen und insgesamt von rund 1000 Personen besucht.

Geschichtliche Hintergründe dieser Tradition
In der Adventszeit tragen die Zampognari stimmungsvolle Melodien auf ihren typischen, jahrtausendalten Instrumenten wie der Zampogna, einer Art Dudelsack, oder der Ciaramella (Schalmei) vor, die in ganz Italien so selbstverständlich zum Weihnachtsfest gehören wie die berühmte neapolitanische Krippe.
Zahlreiche Abbil¬dungen, quer durch die Jahrhunderte, zeigen meistens zwei Musiker, die zusammen Zampogna und Ciaramella spielen.
Diese Dudelsäcke sind seit Jahrhunderten in der traditionellen Musik Italiens verwurzelt und werden heute wieder häufiger gespielt. Gerade zur Weihnachtszeit trifft man im Süden Italiens diese sogenannten Zampognari auf Straßen und Plätzen der Städte.Dabei wird auf der Zampogna häufig eine rhythmisierende und harmonisierende Begleitung zur Melodiestimme der Ciaramella gespielt. Es finden sich aber auch zahlreiche Melodien, die allein auf der Zampogna zweistimmig gespielt werden können.
"Die Zampognari kommen von den wilden Bergen der Abruzzen hinunter in die Täler, um vor den Abbildern der Madonna auf ihren rustikalen Musikinstrumenten zu spielen. Sie tragen einen weiten Überhang aus dunklem Tuch und einen Spitzhut nach Art der Straßenräuber". So schilderte es Hector Berlioz im Jahr 1832.
Seit Jahrhunderten verlassen die Zampognari während der Adventszeit ihre Dörfer, um ihre musikalische Weihnachtsbotschaft unter die Menschen zu bringen.
So trifft man sie zu dieser Zeit fast überall an, in Rom wie in Mailand, in Neapel und in Foggia. Sie sind zahlreicher, als man denkt, und etwa 70% von ihnen stammen aus dem Molise. Es sind natürlich keine Schäfer mehr, sondern Förster, Landwirte, Busfahrer und andere, die diese Tradition in entsprechenden Vereinen hochhalten und pflegen.
Die Zampogna und der Zampognaro stehen in Italien immer noch für "das" Weihnachtsfest, wie die Krippe und der Christbaum und der aus Amerika importierten "Santa Claus". Im Gegensatz zu den beiden letzteren lassen sie aber den Geist des traditionellen Weihnachtsfestes weiterleben und können bei den Menschen noch beglückende, archaisch anmutende Gefühle erwecken, die in der modernen Welt kaum noch Platz haben.